Mittwoch, 30. April 2014

Die Autorin und der Staatsanwalt

Ich halte die Buchpiraten, sowohl die Betreiber der Plattformen als auch die Leser, die sich Bücher umsonst heraussaugen, für intelligent, da ihnen etwas am Lesen liegt. Am Genre-Lesen vornehmlich. Und dass sie mich nicht schädigen, hat mir gestern die Staatsanwaltschaft aus Tübingen bestätigt. Einige Autoren und ich hatten eine Aktion gestartet und die Betreiber dieser Plattform angezeigt. In einer Begründung zur Einstellung des Verfahrens führt der Staatsanwalt aus, die Ermittlungen hätten ergeben, dass diese Plattform bei Cloud Fare mit Sitz in San Francisco gehostet wird und der physikalische Standort des Servers in der Schweiz liege. Die Aufklärung des Sachverhaltes wäre mit weiteren aufwändigen Ermittlungen im Zuge der internationalen Rechtshilfe verbunden. Da den Anzeigenerstattern aber nur ein geringfügiger Schaden zugefügt worden sei, wäre das unverhältnismäßig. Deshalb sei das Verfahren einzustellen. Etwaige zivilrechtliche Ansprüche würden durch diese Entscheidung nicht berührt. Das heißt, alle Versuche, sei es durch Verlage oder Autoren, sei es Straf- oder zivilrechtlich (Schadenersatzforderungen) sind von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil das Aufspüren der Täter und die Rechtsverfahren allein schon so viel Geld kosten würden, dass man eher um die Welt reisen als diese Summen wieder hereinspielen könnte.

Mein persönliches Fazit: Ich lese Bücher, die ich auch gern schreiben würde und schreibe Bücher, die ich auch gern lesen würde. Das Piratenthema ist jetzt eigentlich erledigt für mich, auch wenn es noch vielerorts heiß diskutiert wird.

schreibteufelchen-christa.blogspot.de

Den Link habe ich aus einem Kommentar von Der Lesser -> Link und möchte den zitierten Beitrag hervorheben, weil die Sache zu wichtig und präzedenz ist, um unterzugehen.

Zuerst einmal entspricht der geschilderte Vorgang wohl den Tatsachen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Autorin wie Christa S. Lotz vor dieser Anzeige jemals etwas von Cloudfare [edit: cloudflare.com] gehört hat.

Nur um es deutlich zu machen: Es geht hier darum, einen Server auszuschalten. Es geht um eine Plattform, nicht um die Betreiber. Es bleibt unklar, um welche Plattform es sich handelt. Das ist aber auch nicht wichtig.

Der Staatsanwalt erkennt an, dass der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ergebnis stehen würde. Ich denk mal, dass eine solche Abwägung nicht unvernünftig ist. Eine Plattform ist innerhalb von Tagen wieder oben, und die Identität der Betreiber ist nicht feststellbar.

Anzeigen kann jeder viel, aber eine Ermittlung wird erst eingeleitet, wenn sie Aussicht auf Erfolg hat.

Dies ist keine gute Nachricht für die Law-and-Order-Sitzbank am Autorenstammtisch ;-)

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Staatsanwalt hat ein Bundesverdienstkreuz in Gold verdient! Es gibt nicht viele denen der Grips für eine solche Entscheidung reicht. Endlich mal einer der aus einer Mücke keinen Elefanten macht und sinnlos Steuergelder verpulvert!
Bravo!
Buchpiraten sind keine Filmpiraten. Maximal 30 Prozent einer Bevölkerung gelten als Vielleser, und die kaufen sich trotz Buchpiraten auch weiterhin noch Bücher! Der Rest schlägt nur gegen Androhung der Todesstrafe überhaupt ein Buch auf.

Anonym hat gesagt…

Hier eine News für dein Blog:

Steuern: E-Books werden Büchern nun angeglichen
http://winfuture.de/news,81490.html

Wieso findet man bei dir hier eigentlich keine Links zu guten Comicseiten?

z.B. http://comicinfothek.blogspot.de oder comix-load.in

Manch einer liest bestimmt gerne gute Grafik Novellen.

der Lesser hat gesagt…

und Sie schreibt dazu
"Mein letzter Artikel Was haben die Buchpiraten mit Schund zu tun? führte in den letzten Tagen zu einem steilen Anstieg der Besucherzahlen meines Blogs. Der Artikel war an entsprechender Stelle verlinkt worden. Vielleicht laden sich deshalb ein paar mehr Leser das indirekt beworbene Buch von mir auf ihren Reader. So what. Wenn die illegalen Downloads den Autoren und Verlagen auch nur geringfügigen Schaden zufügen, wie sich erwiesen hat, so helfen sie ihnen im Gegenzug auch nicht, sie bekannter zu machen oder die Verkäufe anzukurbeln. Sie haben die gedachte Größe eingebüßt, die ihnen von den Autoren selbst, von Verlagen, Polizei, Richtern usw. eingeräumt wurde. Da habe ich meine Meinung nun, in einem langen Lernprozess, geändert. Auch, was das Schreiben und Veröffentlichen angeht, habe ich meine Meinung geändert. Durch Zufall stieß ich auf einen alten Beitrag von mir, der 2009 hier in diesem Blog entstand:"
Schreibteufelchen

Spiegelbest hat gesagt…

@der Lesser

Christa gehört wohl zu den Autorinnen, die ein schlecht verkauftes Buch geschrieben haben. Da sind die Verlage gnadenlos. Wer mal verramscht wurde, ist draußen bei allen (!!) Verlagen. Solche Aktionen werden sehr aufmerksam bei der Konkurrenz verfolgt.

Ich würde sagen, wenn sie bei den Verlagen draußen ist und bei uns nicht reinkommt, dann kann sie den Beruf wechseln. Um nicht völlig vergessen zu werden, braucht sie mehr als die drei Käufer von den zwei Buchhändlerinnen, mit denen sie im Teekränzchen ist.