Die absolut lesenswerte Dresdner 'Skandal'-Rede, die Sibylle Lewitscharoff gehalten hat, steht hier -> Link.
"Mein Vater war Gynäkologe. Er hat sich aufgehängt, als ich elf Jahre alt war. Diese Tragödie und auch das hochgradig gespannte, niemals ganz gut werdende Verhältnis zur Mutter haben dazu geführt, dass ich keine Kinder wollte und auch keine bekam."
Die Rede ist klasse und ehrlich. Sie ist aber unintellektuell, indem sie der Phantasie die Führung überlässt. So auch hier: Für die Kinderlosigkeit wird eine Begründung nachgereicht, die farbig, aber unscharf ist. Nur so viel: Wenn alle Frauen, die ein belastetes Verhäntnis zu ihrer Mutter haben, keine Kinder bekommen hätten, dann ...
Es folgen wunderschöne Passagen über den Tod, den die Großmutter in Gottesdemut ertragen hat, dem sich die Mutter als 'rebellische Wutperson' widersetzt haben soll. Dagegen, dass der moderne Mensch sich - wie die Mutter - über den Tod, die letzten Dingen, und auch über die Geburt erheben will, schreibt Lewitscharoff an.
Und dann folgen die Passagen, die als skandalös empfunden wurden:
"Die Vorstellung, dass ein Mann in eine Kabine geschickt wird, wo er, je nach Belieben, mit oder ohne Hilfe von pornographischen Abbildungen, stimuliert wird, seine Spermien medizingerecht abzuliefern, die später in den Körper einer Frau praktiziert werden, ist mir nicht nur suspekt, ich finde sie absolut widerwärtig ... Wie verstörend muss es für ein Kind sein, wenn es herausbekommt, welchen Machinationen es seine Existenz verdankt."
Geantwortet hat ihr prominent Judith Schalansky:
"Als Kollegin und als lesbisch lebende, schwangere Frau bin ich von Sibylle Lewitscharoffs Äußerungen geschockt, ist mein Kind doch auf eine Weise entstanden, die sie als "abartig", "widerwärtig", "abscheulich" verteufelt: Ein Frauenpaar und ein schwuler Mann gründen eine Familie, freuen sich auf ein Kind, um das sie sich gemeinsam kümmern wollen."
Viele, viele haben sich geäußert und empört. In jedem Fall war Lewitscharoff mutig und ehrlich. Und eigentlich bin ich der Meinung, dass eine Meinung kein Weltuntergang und kein Kriegsgrund ist.
Aber etwas anderes ... Ist euch mal aufgefallen, dass über Kinder selten in einem bejahenden Zusammenhang geredet wird? 'Kinder' werden immer vor den Hindergrund von Problem und Gefährdung gestellt:
Sie sind eben nicht nur 'widerwärtig' gezeugt. Schön, wenn es nur das wäre! Aber Kinder sind alternativlos Opfer. Die Eltern sind Hubschraubereltern oder sie lassen ihre Kinder verwahrlosen. Das Turboabitur raubt den Kindern die Kindheit. Die Armut raubt ihnen die Lebenschance. Sie sind sucht-, spiel- und magersüchtig. Sie werden im Internet von Gleichaltrigen gemobbt und von Pädokriminellen angechattet.
Natürlich wissen wir alle und wollen es gesagt haben, dass wir nicht allgemein sprechen und verstanden werden wollen ... N-a-t-ü-r-l-i-c-h nicht ...
Provokativ ließe sich sagen, dass deutsche Hunde von der veröffentlichten Meinung in einen positiven Kontext, deutsche Kinder in einen negativen Kontext gestellt werden.
Nicht nur die Hunde, auch die Alten kommen in unserem Land zuerst! Wer Kinder großzieht, muss sehr gut verdienend sein, um nicht in Armut zu enden. Einen Rollator zahlt die Kasse, einen Kinderwagen auch? Was Mietwohnungen mittlerweile kosten, wenn es sie gibt! Seniorenwohnungen werden an jeder freien Ecke gebaut - Familienwohnungen nicht eine einzige! Wer 2 Kinder studieren lässt, ist lockere € 100.000 los - in einer Stadt wie Hamburg wesentlich mehr.
Lewitscharoff hat eine ehrliche Rede gehalten. Judith Schalansky hat kräftig gegengehalten. Zwei Frauen und wer-nicht-alles redet mit. Die Kinder und ihre Eltern kommen mal wieder nicht zu Wort.
Deutschland ist den Kindern Feindesland! Das - nicht die Möglichkeit der Retortenzeugung - ist widernatürlich!
2 Kommentare:
Dass Deutschland den Kindern Feindesland ist, finde ich zwar übertrieben ist aber gar nicht so verkehrt. Hingegen verlässt Du die Kerndebatte um Frau Lewitscharoff um auf Dein eigenes Thema zu kommen. Es ist natürlich Dein Blog, Du kannst hier machen was Du willst und ich muss es nicht lesen. Ist mir aber gerade mal so aufgefallen.
Sehr oberflächlich betrachtet und teilw. falsch. Wieviele Hunde werden in Zwingern gehalten, die Tierheime sind überfüllt von ihnen (neben besonders vielen Katzen, Vögeln usw.). Da geht es den meisten Kindern ja wohl besser, auch wenn einige in Heimen wohnen. Um herrenlose , kranke Hunde und Katzen kümmert sich hier kaum jemand., erst recht nicht, wenn ein Deutscher im Ausland seinen AI-Urlaub "geniesst". Tiere auf einem Hotelgelände sind geradezu Feinde der Deutschen.
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