Montag, 24. März 2014

Der Ebookmarkt - ein Zahlenrätsel

Neue Zahlen zum Ebookmarkt 2013 von der GfK, die das deutsche Konsumverhalten erfragt.

Dass in beiden Artikeln -> Buchreport und -> Börsenverein, keine Quelle angegeben ist, macht es nicht einfach, die Daten zu betrachten. Zudem beruhen die Umfragen der GfK auf den Angaben der Konsumenten, womit viele illegale Titel  auskunftsbedingt 'legal' werden.

Es fällt Buchreport auf:
Dass die Zahl der E-Book-Käufer mit 5% wesentlich geringer ist als die der E-Reader-Besitzer, lässt vermuten, dass häufig auf kostenlose oder illegale Titel zurückgegriffen wird – oder viele Lesegeräte ungenutzt blieben.
Genauer gesagt: 3,4 Mio Ebook-Käufern ('Um eine Million auf 3,4 Millionen stieg 2013 die Zahl der E-Book-Käufer.') stehen ca. 7,4 Mio. Reader-Besitzern ('Neun Prozent aller Deutschen besitzen laut GfK einen E-Reader.') der Bevölkerung gegenüber. Auf deutlich mehr als der Hälfte der Reader (Tabs und Smartphones nicht eingerechnet) landet kein einziges legales Ebook.

Nochmal zum Festhalten: Auf jedem Reader in Deutschland befindet sich durchschnittlich ein halbes legales Ebook!!

[edit 25-03-2013: Auch bei mir gehen die Zahlen durcheinander: Auf jeden Ebook-Käufer kommen mehr als zwei Ebook-Reader!]

Interessant ist, dass Amazon nahezu alle Ebooks verkauft, aber nur 43% der Reader bei den Leuten untergebracht hat. Die meisten Reader sind also amazonfrei, was bedeuten kann, dass schon ihr Erwerb  in dunkler Absicht geschah.

Ich denk mal, die Zahlen der GfK sind im wesentlichen belanglos. Das Problem ist, dass Amazon der Ebookmarkt ist und keine Zahlen rausgibt. Des weiteren trägt zur Erhellung nicht bei, dass illegale Titel verschwiegen, aber in großen Stückzahlen bezogen werden.

Es ist alles dunkel. Belegt ist, dass die GfK eine Umfrage gemacht hat. Sonst nichts. Auch aus unserer Sicht ist eine Einschätzung der Situation nicht einfach.

Im letzten Jahr ist das Archiv mit ca. 45.000 Titel in sehr großem Stil verteilt worden. Viele Reader dürften nun gut gefüllt sein, um es vorsichtig zu formulieren. Da die Release-Aktion zur Blütezeit von TorBoox stattfand, schätze ich den Umlauf des Archives als sehr hoch ein.

Des weiteren ist auch den illegalen Angeboten der Einbruch in den Massenmarkt gelungen. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass jemand nach dem turbulenten Jahr 2013 unsere diversen Plattformen nicht kennt.

Ich stelle aber fest, dass zwischen den gut 10.000 zahlenden Nutzern von Torboox, den Nutzern der anderen Plattformen auf der einen Seite und der Zahl der angenommenen illegalen Konsumenten eine riesige Lücke klafft.

Selbst wenn ich von knapp 100.000 Nutzern ausgehe - realistisch wären eher 50.000 - dann komme ich nicht annähernd auf die gigantische Zahl von exakt 4 Mio. Readern (plus alle Smartphones und Tabs), auf denen kein einziges legales Ebook speichert.

Es gilt also festzustellen, dass die private Weitergabe von legalen und illegalen Titel riesige Ausmaße angenommen haben muss. Anders ist diese Lücke nicht zu erklären.

Ich vermute mal, dass die Kontakte in den Fanboards sich gegenseitig versorgen - auf der Ebene der PNs, also unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Auch Facebook dürfte eine große Rolle spielen.  Dazu kommt der Stick-to-Stick-Kontakt.

Eigentlich wissen wir nur, dass der Ebookmarkt völlig außer Kontrolle geraten ist. Letzteres gilt für die Buchleute sowie, aber interessanterweise auch für deren Gegenspieler, die Buchpiraten.

8 Kommentare:

Dickbutt hat gesagt…

Ich hätte auch keinen Reader (amazonfreies Gerät), wenn es boox.to nicht gegeben hätte.

Anonym hat gesagt…

Ich denke das Amazon seine Gründe hat keine Zahlen zu releasen..... wer pisst sich schon selbst ans bein

Anonym hat gesagt…

Weil gemeinfreie Werke ja nicht zu den legalen eBooks zählen.

sowhat hat gesagt…

Ich berufe mich mal wieder auf meinen befreundeten Buchhändler:
Bei Belletristik sind digitale Bücher durchaus spürbar im Verkauf. Ansonsten praktisch nicht vorhanden.

Wenn ich mir die Besucherzahlen bei boerse.bz pro Tag ansehe, komme ich auf ca. 10.000 (und nur ein Bruchteil davon lädt sich ebooks). Nehmen wir doch mal diese Zahl mal 100 als ebook-Konsumierende, also 1 Mio ebook-Leser für lau. Da bleibt noch immer einer gigantische Diskrepanz zu den verkauften ebook-Readern.

Meine Meinung: ebook-Reader werden gerne verschenkt, aber selten genutzt. Und warum: Einfach, alles viel zu kompliziert und man hält nichts in den Händen. Ein Buch ist ein Gegenstand, ein ebook ist nicht faßbar - und hat damit einen geringeren Wert. Das Medium steckt in den Kinderschuhen.

Übrigens in den USA sieht es anderes aus. Grund: im ländlichen Raum sind keine/wenige Büchereien. Da bleibt dann oft nur mehr das ebook. Einfach aus Bequemlichkeit - habe ich so mal gelesen.

Das Maß aller Dinge ist der Mensch und nicht die digitale Version von Information bzw. Unterhaltung. Wird hier gerne vergessen: das war so, ist so und wird immer so bleiben.
Solange ebooks keinen Mehrwert sondern nur einen Minderwert darstellen, bleibt ihnen nur eine Nischendasein.

Ich selbst liebe meine Bücherregale. Und da kommt nur rein, was ich für wirklich gut empfinde. ebooks füllen mein Festplatte, und die meisten sind ungelesen und werden es auch bleiben. Falls in 100 Jahren das Format noch gelesen werden kann, können meine Nachfahren sich daran erfreuen.

Anonym hat gesagt…

eBooks werden von der VG Wort nicht vergütet, schon deswegen ist es also schwer an verlässliches Zahlenmaterial zu kommen. Tatsächlich sind eBooks auch ideal für Leute die ohne dieses Medium ihre Bücher per Post bestellen müssen oder sowieso irgendwo auf einer Palme wohnen und ergo gar nicht an deutsche Bücher kommen würden.
Sicherlich gibt es die Sammler die einfach saugen aber nie lesen, ich lese auch was ich sauge. Aber, unter den eBooks gerade von Amazon ist so viel Schrott...ich gehöre zu den Bösen die immer schauen ob das Buch auch von einem Verlag stammt, sonst verzichte ich von vornherein.
Die Hardware ist nach meiner Meinung nicht wirklich ausgereift. Alle 5 Stunden muss das Teil ans Netz, ehrlich gesagt dies nervt, so habe ich eben noch immer auch Bücher aus Holz. Den wenn ich Zeit zum Lesen habe, will ich versinken und nicht plötzlich einen roten Balken sehen. Kurz gesagt, die Zukunft des eBooks hängt auch direkt mit den Batterien zusammen....da ist noch viel Luft.

Anonym hat gesagt…

Mein Reader muss alle 2 Monateans Netz. Hast du so eine China-Gurke, die alle 5 Stunden geladen werden muss?

Anonym hat gesagt…

Bei den Zahlen fehlen die ganzen Onleihe Nutzer, welche nie ein Ebook kaufen, sonder nur ausleihen.

nucknuck hat gesagt…

Ich denke viele nutzen (ich meine richtige Nutzung also wirklich lesen) Ebooks anstelle der Bibo. So gesehen entsteht den Rechteinhabern bei dieser Gruppe kein so großer Schaden. Da werden viele den Reader bewußt zum Kosten senken erworben haben, um weniger für Bücher auszugeben, die es halt nicht in der Bibo gibt.
Intensivleser werden durch die Reader und das (fast) kostenlose Angebot mehr konsumieren, bei der breiten Masse ändert sich das Konsumverhalten vermutlich kaum.
Aber ich denke auch das bei dem Thema viel vermutet wird und wenig bekannt ist.
Jeder der einigermaßen normal mit Geistesgaben ausgestattet ist, wird auf die Frage ob er nichtlegale Ebookangebote kennt oder nutzt mit nein antworten
(Wer lesen kann lesen kann, ist zumindest nicht ganz dumm und wird sich seine Antwort gut überlegen oder die Aussage ganz verweigern).
In meinem Umfeld lesen viele Ebooks und kaum jemand nutzt die offiziellen Kanäle (oder einer kauft alle lesen, ist auch abseits von SB sehr verbreitet)selbst die Onleihe ist verpönt.
Die lesen aber generell viel und auch viele Papierbücher (gekaufte wohlgemerkt welche aber auch weitergereicht werden). Manche haben inzwischen aber auch einen Zweit oder Viertreader. Es ist also Blödsinn von den Ereader Verkaufszahlen abzuleiten wieviele Nutzer es wirklich gibt und weiter zu schlussfolgern das diese keine gedruckten Bücher mehr kaufen.
Ich kenne keinen Studenten der sich noch legal Bücher kauft wenn er sie auch für lau übers Internet ziehen kann (später sollten die Einnahmen stimmen, wird oft ein Teil der Käufe nachgeholt, einfach weil man dann auf der sicheren Seite ist).
Die haben aber auch früher kaum die teuren Wälzer gekauft sondern diese kopiert (hatten ja da schon kein Geld), so das bei Fachliteratur der Schaden nicht so massiv sein dürfte wie es immer hingestellt wird. Der illegale Download substituiert halt das umständliche und teuere kopieren der Bücher.
Die oben aufgeführten Punkte können aus meiner Sicht einen Teil der Diskrepanz erklären.

Was den vermuteten Schaden betrifft sind das ja nur Schätzwerte welche von den gewünschten Verkaufspreis und von dem vermuteten möglichen Absatz ausgehen, also auch nur besseres Gerate mit der Glaskugel.



OT:
Bei einem Teil der kleinen Buchhändler scheint es ja aktuell sogar wieder besser zu laufen (die Pleiten bei den großen sind da wohl hilfreich und schrumpfen den Markt auf die tatsächliche Nachfrage).